Nordschwarzwald

Der Nationalpark geht in seine 7. Saison

Das zurückliegende Jahr war in vielerlei Hinsicht ein besonderes für den Nationalpark Schwarzwald. Doch die jetzt anstehende siebte Saison soll alles bisher Erreichte nochmals toppen.
Galt es anfangs noch in erster Linie, ein Team von Verantwortlichen zu bilden, Angebote und Informationen an die breite Öffentlichkeit zu bringen und möglichst viele dem Projekt gut gesonnene Partner zu finden, standen alsbald die nächsten großen Herausforderungen auf dem Programm: die gezielte Besucherlenkung, die Überführung der verschiedenen Bereiche in Kern-, Entwicklungs- und Managementzone und ein vorbildliches Borkenkäfer-Monitoring, das auch als Studienobjekt für Nachahmer herangezogen werden konnte.
2019 schließlich brachte an den Tag, wofür die ersten fünf Jahre gekämpft wurde: Erstmals gelang es mittels einer Wildtierkamera im Nationalpark, ein Beweisfoto für die hier ansässige Europäische Wildkatze zu schießen. Große Wildtiere wie Rehe, Hirsche und Wildschweine werden seit 1. August 2019 in einem 3000 Hektar großen Schutzgebiet nicht mehr gejagt. Das entspricht einem Drittel der Gesamtfläche des Nationalparks. Zählungen ergaben, dass im gesamten Nationalpark zum Zeitpunkt der ersten Zwischenbilanz „mehr als 2.100 Tierarten, davon 1.400 Insektenarten, mehr als 1.050 Pilzarten, fast 600 Farn- und Blütenpflanzen sowie mehr als 200 verschiedene Flechten und fast 400 Moosarten“ erfasst werden konnten, wie Nationalparkleiter Dr. Wolfgang Schlund stolz resümiert. Und er fügt dazu an: „Das sind rund 20 Prozent der in Baden-Württemberg insgesamt vorkommenden Tier-, Pilz- und Pflanzenarten.“
Schließlich konnte der Nationalparkrat Ende vergangenen Jahres grünes Licht für das Wildtiermanagement geben. Damit wird gesichert, dass bis 2044 der Mensch – gemäß internationaler Kriterien für Nationalparks – auf Zweidrittel der Fläche nicht mehr eingreift. Die sei „ein absolutes Novum in Baden-Württemberg“, betont Wolfgang Schlund. Als äußerst positiv wurden auch die Ergebnisse beim Borkenkäfermanagement bewertet. So konnten Studierende der Universität Freiburg im Februar 2020 ihre über vier Monate durchgeführten Forschungsarbeiten vorstellen und belegen, dass die Pufferstreifen zum Schutz der an den Nationalpark angrenzenden Wirtschaftswälder wie gewünscht wirken.
Für 2020 steht nun ein doppelter Neustart an: Der Nationalpark führte auf seiner Homepage einen Blog ein, der rund um die Uhr über das Schutzgebiet informiert. Und als Höhepunkt dieses Nationalparkjahres steht im Herbst die sehnlichst erwartete Eröffnung des neuen Besucherzentrums an. Schon jetzt nimmt das architektonisch ansprechende Gebäude, dessen übereinander gestapelte Ausstellungsriegel einen Sturmwurf darstellen sollen, zusehends Gestalt an. Auf mehreren Etagen werden dort Lehr- und Ausstellungsräume eingerichtet, es wird multimediale Projektionen auf Monitoren und Großbildwänden geben. Und es wird eine Gastronomie, einen Shop und Aussichtsplattformen geben, die durch riesige Panoramaglasfenster sowie offene Bereiche unmittelbare und spektakuläre Einblicke in den rund 120 Jahre alten Tannen- und Fichtenwald freigeben. Vom Skywalk aus kann der Wald aus der Vogelperspektive aus wahrgenommen und der Baumkronenbereich aus nächster Nähe eingesehen werden. Der Großteil der Einrichtung ist barrierefrei und so auch für Rollstuhlfahrer und Kinderwagen geeignet. Schulklassen und andere Gruppen finden reichlich Raum und Angebote für die anschauliche Wissensvermittlung – quasi Unterricht zum Staunen und Anfassen.

Reinhold Wagner

Weitere Infos:
Das Jahresprogramm ist im Besucherzentrum und auf der Website des Nationalparks sowie bei den Tourist-Infos der Region erhältlich.
Nationalpark Schwarzwald, Schwarzwaldhochstraße 2, 77889 Seebach, info@nlp.bwl.de, Tel. 07449/92998-0, www.schwarzwald-nationalpark.de
Das Nationalparkticket bietet Gästen, die keine KONUS-Gästekarte haben, die Möglichkeit, das gesamte Gebiet des Nationalparks Schwarzwald verbundübergreifend mit einem Ticket zu erkunden. Es ist als Tagesticket für Einzelpersonen, Familien oder Gruppen im Bus erhältlich. Nähere Infos unter: www.nationalpark-schwarzwald.de/anreise.

Bildquellen

  • Der Nationalpark: Reinhold Wagner