Südschwarzwald

Biosphärengebiet Südschwarzwald

Im Südschwarzwald, zwischen Hotzenwald, Oberem und Kleinem Wiesental, Münstertal, Höllental und Schluchsee, wird derzeit ein sogenanntes „Biosphärengebiet“ (BSG) entwickelt, es umfasst bekannte Orte wie Schauinsland, Belchen, Menzenschwand, Sankt Blasien und Todtnau. Lange und kurze Wanderungen sind hier möglich, auch Fahrten mit dem Sessellift, etwa auf das Hasenhorn. Das „Biosphärengebiet Südschwarzwald“ ist eine Modellregion für nachhaltige Entwicklung mit einer Fläche von 600 Quadratmetern, an dessen Einrichtung sich bislang 29 Gemeinden beteiligen; in diesem Sommer hofft man auf ein Zertifikat der UNESCO („Biosphärenreservat“), das dieses Gebiet nicht nur aufwertet, sondern auch Fördermittel zu mobilisieren vermag, die ökologischen, ökonomischen und sozialen Zielen dienen. Davon soll die Infrastruktur profitieren und vor allem die gewachsene Kulturlandschaft der Region; so werden z.B. Streuobstwiesen gefördert, die seltenen Sauerkirschsorten erhalten, Naturschutzmaßnahmen zugunsten bedrohter Vogelarten, und zudem etwa Grünlandnutzungen und Erhalt des Hinterwälder Rinds unterstützt. In einem Biosphärengebiet steht die traditionelle Kulturlandschaft im Vordergrund, nur 3 Prozent der Gesamtfläche sind der Nutzung entzogen; bei einem Nationalpark sind es 75 Prozent.

(© Schwarzwaldregion Belchen/ Werner Steiger/ Aitern)
(© Schwarzwaldregion Belchen/ Werner Steiger/ Aitern)

Schönau inmitten des Biosphärengebiets
Vieles im Biosphärengebiet befindet sich im Umbruch und in Planung, in Todtnau soll z.B. ein Besucher- und Informationszentrum entstehen. Standort der Geschäftsstelle des Biosphärengebiets ist derzeit eine ehemalige Textilfabrik in Schönau, eine sogenannte Konversionsfläche und also „Entwicklungszone“. Ganz in der Nähe liegt der Bannwald Flüh, der im Biosphärengebiet als „Kernzone“ ausgewiesen ist, also land- und forstwirtschaftlich nicht genutzt wird; Weiden und Wiesen gehören dagegen zur „Pflegezone“. Das Städtchen Schönau hat sich übrigens schon lange einen Namen durch die dortigen Elektrizitätswerke (EWS) gemacht, die, hervorgegangen aus der Anti-AKW-Bewegung, Träger einer bürgereigenen und ökologischen Energieversorgung sind. Der Ökostrom des preisgekrönten Unternehmens stammt zu hundert Prozent aus erneuerbaren Energien; die EWS Schönau fördert alle Arten von Energiewende-Aktivitäten.

„Urwaldpfad“ – durch den Bannwald Flüh bei Schönau
Völlig unberührte Urwälder gibt es in Deutschland seit langem nicht mehr, die letzten wurden im Mittelalter gerodet und besiedelt und seit dem 19. Jahrhundert werden alle Forste planmäßig bewirtschaftet. Bei Schönau wurde ein sogenannter „Urwaldpfad“ eingerichtet, der u.a. durch den Bannwald Flüh führt, dessen Gebiet seit etwa 1960 nicht mehr genutzt wird. An diesem lässt sich beobachten, wie die Natur ehemals genutztes Land zurückerobert und Wildnis entsteht. Der „Urwaldpfad“ erzählt die Geschichte der Wald- und Landnutzung bis zur ungestörten Entwicklung des Bannwalds, der sich nach und nach mit Moos überzieht, als trüge er einen Pelz. Praktische Tipps: Der Weg ist etwa 5,5 Kilometer lang, also rund zwei Stunden Gehzeit. Beste Jahreszeit ist zwischen März und November. Bei starkem Wind, Nassschnee und Reif darf der Bannwald nicht betreten werden.

Wanderung – von Schönau auf den Gipfel des Belchen
Ein beliebter Wanderweg führt von Schönau hinauf auf den Gipfel des Belchen (1414 Meter). Startpunkt kann z.B. die Tourist-Information direkt im Stadtzentrum sein. Von dort geht es zunächst durch die Talstraße und, folgt man dann der blauen Raute, gelangt man auf einen breiten Wanderweg. Vorbei an einem veralteten Denkmal (Leo Schlageter gewidmet) und am Letzbergweiher gelangt man zu Ochsenberg und Mittelbühl. Über den Rabenfelsen und die Obere Stuhlsebene geht es weiter hinauf zum Böllner Eck – bei günstigem Wetter besteht Sicht auf die Schweizer Alpenkette. Nach rund sieben Kilometern quert man die alte Belchenstraße, wonach auf serpentinenförmigen Wegen der Aufstieg zum Gipfel beginnt, oben angekommen bieten sich diverse Möglichkeiten, u.a. die Einkehr in eine Gaststätte mit Panoramaterrasse. Abwärts lässt sich bequem mit den Gondeln der Belchen-Bahn schweben; ab der Talstation in Aitern-Multen besteht eine Busverbindung zurück nach Schönau.

Geführte Wanderungen, Besichtigungen und Erlebnisprogramme, mit denen man das Biosphärengebiet kennenlernen kann, bietet der „Bund für Umwelt und Naturschutz“ (BUND), für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Familien (www.bund.net/hochrhein); dabei werden Schwerpunkte zukünftiger Entwicklungen, wie z.B. Bannwälder, Naturschutzgebiete, Wanderwege, modellhafte Projekte oder Betriebe, vorgestellt. Im Übrigen gibt der Wander-Experte Dieter Buck in seinem Buch „Wandern im Biosphärengebiet“ Tipps und Informationen zu dreißig Routen, erläutert deren Dauer, Länge und Schwierigkeitsgrad, liefert detaillierte Karten und beschreibt Sehenswürdigkeiten, die sich am Weg auftun.

Cornelia Frenkel

Infos:
Tourist-Information Schönau
79677 Schönau, Tel.: 07673/918130
www.schwarzwaldregion-belchen.de

Erlebnisprogramm BUND: www.bund.net/hochrhein

Dieter Buck, Wandern im Biosphärengebiet Schwarzwald.
Der Natur auf der Spur.
160 S., 120 Fotos und Karten, Silberburg-Verlag 2016