Allgemein

Taubergießen und die naturgeschützten Rheinauen

Ist man einmal eingetaucht in diese Abgeschiedenheit, in die „andere Wirklichkeil” dieser wundersamen Urwaldlandschaft, verliert sich auch rasch und deutlich spürbar die für unsere Gegenwart typische und unweigerliche Hektik, Hier laufen die Uhren anders. Der Besucher kann eine Ahnung bekommen vom einst paradiesischen Zustand der Natur, kann sich einnehmen lassen von ihrem mythischen Zauber. Für zahlreiche vom Aussterben bedrohte Pflanzen- und Tierarten ist der Taubergießen zu einem lebensnotwendigen Rückzugsgebiet geworden. Schwärme von Wasservögeln finden hier ihre Rast- und Brut-plätze, seltene Pflanzen wie Fliegenrag- wurz und Pyramidenorchis können hier überdauern. Ausschilderungen wie „Schmetterlings-, Orchideen- und Kormoranweg” machen mit ihren Namen schon deutlich, was die Natur hier nicht nur dem Auge, sondern allen unseren Sinnen zu bieten hat.

Der Ausgangspunkt der drei Wege befindet sich an der Rheinfähre Rhinau-Kappel (mit der bereits erwähnten Informationsstelle), Hinzu kommt der „Gießenweg”. der mit einer maximalen Strecke von 8 Kilometern der längste ist. Von den Parkplätzen „Weier” bei Oberhausen (westlich) oder „Schützenhaus” bei Niederhausen (östlich) bieten sich variable Teilrundwege durchs Terrain und über mehrere Quellgewässer an. Der schönste Ausblick auf die Wald-und Gewässerlandschaft bietet sich von der Brücke der Rheinstraße, die über einen Quell wasser-Zufluss des „Kleinen Rheins” führt. Südlich davon ist ein Bannwald mit mächtigen alten Stiel-Eichen und Schwarzpappeln. „Kormoranweg” und „Gießenweg” sollten bei starkem Hochwasser gemieden werden, da der Pegel in solchen Fällen unberechenbar rasch ansteigen kann und sich auch gefährliche Strömungen bilden können. Auf den klar, aber nicht zu aufdringlich ausgeschilderten Rundwegen bekommt der Besucher einen Eindruck von den wichtigsten Lebensräumen des Schutzgebietes Taubergießen. Mit seinen 2 Kilometern ist der „Schmetterlingsweg” der kürzeste unter den Rundwegen, er führt an den Hochwasserdämmen entlang. Besonders zu empfehlen im Frühling und Sommer, wenn über den Blüten der reichen Magerwiesen die Schmetterlinge in großer Zahl und Vielfalt tanzen. Am südlichsten Punkt dieses Rundwegs schließen sich „Kormoranweg” und „Orchideenweg” an. Letzterer führt auf einer Länge von 6.5 Kilomeiern durch eine an Tier- und Pftanzenarten besonders reiche Wiesenlandschaft, die den Beinamen „Im G’schleder” trägt. Er ist der am häufigsten begangene Rundweg und daher leider auch derjenige, der am meisten zu „Übertritten” in die Landschaft verführt („Hunde an die Leine!). Ein Grenzstein an der Wegstrecke, er trägt die Aufschrift „E.L.” (für „Elsaß-Lothringen”, erinnert an die wechselvolle Geschichte dieser Grenzregion.

Der ebenso lange „Kormoranweg” bietet vor allem in den Morgen-und Nachmittagsstunden, also bei schrägem Lichteinfall, günstige Bedingungen für die Beobachtung von Vögeln. Nachmittags kehren die Vogeltrupps von der Nahrungssuche zu ihren Schlafplätzen zurück, erschöpft von Flügen über oft große Entfernungen. Der hier rastende Kormoran soll an nur einem Tag oft über 120 Kilometer zurück legen. Auf einigen der Wasserläufe, den Gießen oder Schlingen, können stimmungsvolle Kahnpartien unternommen werden, einige der hiesigen Fischer bieten sie an. Bei einer dieser Expeditionen auf dem Nachen eines der hiesigen Fischer kann es schon vorkommen, dass man hin und wieder das Genick einziehen muss, um den tiefhängenden Ästen von Silberweiden und Schwarzpappeln auszuweichen. Man sieht, wie die Fische nach Insekten springen und danach aufs Wasser klatschen, wie Wasserläufer winzige Rinnen hinter sich herziehen. Weiße Schwäne schwimmen in ihrer majestätischen Langsamkeil vor dem Dunkel des dichten Urwalds vorüber, der unmittelbar bis ans Wasser ragt. Ist es Juni, blühen auf den Wiesen Margeriten und Schachtelhalme, während Zitronenfalter zwischen Spitzwegerich und Wiesensalbei umherflattern. Fast geräuschlos streicht ein Habicht aus den Pappelkronen über den Weg. auf dem sich unterm Blätterdach das Licht grün bricht. Versetzt man sich in die Froschperspektive, wird der Horizont über dem Wasserspiegel weiter, wenn er sich nicht im Geflimmer von Farben und Licht verflüchtigt. Um nur einige wenige der Impressionen eines Tagesausflugs im Taubergießen-Schutzgebiet wiederzugeben, dessen Fülle und Reichtum ein ganzes Buch füllen könnte.

Mehr Information unter: www.taubergiessen.com

[mappress]