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Historischer Spaziergang durch Freiburgs Geschichte

Wir starten unseren Rundgang am Schwabentor, lange Zeit auch „Oberes Tor” genannt. Mitte des 13. Jahrhunderts erbaut, war es zunächst ein sog, Schalentor, d.h. es besaß nur drei Außenmauern; nach außen, nach links und nach rechts. Die Innenseite war offen. Warum? Nun, wenn das feindliche Heer eine mittelalterliche Stadt einnahm, versuchte er gerne, sich in einem der Stadttürme festzusetzen. So konnte es aus erhöhter Stellung mühelos die kleineren Häuser hinter der Festung beschießen. Wenn die Innenseite aber fehlte, so war dies nicht möglich. Das Schwabentor hat sein Äußeres mehrfach verändert. Nicht nur, dass es später doch noch eine Innenwand erhielt, zwischen 1901/02 wurde es auch um das Doppelte erhöht. Der Aufbau war jedoch eher instabil, und so baute man ihn nach dem 2. Weltkrieg wieder zurück. Im Schwabentor befindet sich heute das kleinste Museum Freiburgs: die Zinnfigurenklause, die einen Besuch lohnt.

An der Außenseite des Tores befindet sich einer der Stadtpatrone: der Heilige Georg, Stolz steht er auf dem erlegten Drachen. Seit dem Mittelalter wird der Heilige in Freiburg verehrt, weshalb die Stadt – ähnlich wie London – das Georgskreuz als Stadtwappen führt. Allerdings war der Hl. Georg nie in Freiburg, anders als die beiden anderen Patrone, die ihren Weg (zumindest „teilweise”) nach ihrem Tod hierher fanden. Der HL Lambertus – zumindest sein Kopf- wurde von Bischhof Rudolf von Zähringen, dem Onkel des Stadtherrn, in das Dorf Herdern (heute ein Stadtteil Freiburgs) gebracht. Herdern gehörte damals dem Bischof, welcher dort 1191 starb – die Kopfreliquie kam nach Freiburg. Sie ist die meiste Zeit des Jahres über im Augustinermuseum zu besichtigen. Der Hl. Alexander wiederum ist ein Katakomben heiliger aus Rom. den der Stadtrat Georg Schächtelin vom Papst erhielt und 1650 angeblich auf seinem Rücken nach Freiburg trug. Dabei hat er sich offenbar schwer verhoben, denn nach Beider Ankunft wurde nicht nur der Leichnam des Heiligen, sondern auch der des zusammengeklappten Stadtrates im Münster beigesetzt.! Der Hl. Lambertus und der Hl. Alexander sind bis heute als Figuren vor dem Hauptportal des Münsters zu sehen. Doch wir gehen wieder hinein in die Altstadt.

Gleich hinter dem Schwabentor kommen wir nach Oberlinden, benannt nach dem dort heute noch exisitierenden Baum. Die aktuelle Linde stamm aus dem Jahr 1729, und man fragt sich, was sie wohl alles zu berichten hätte, könnte sie sprechen… Am „Platze” sehen wir auch das älteste Gasthaus Deutschlands, den „Roten Bären”, der allerdings mit einem goldenen Bären wirbt. Seit 1311 sind alle „Bärenwirte” lückenlos nachgewiesen, und man gehl davon aus, dass auch schon zuvor ein Gasthaus an dieser Stelle stand. Manche Historiker vermuten sogar, dass sich lange vor der Stadtgründung an dieser Stelle eine Niederburg (im Gegensatz zu der Höhenburg auf dem Schloßberg) stand, denn die heutige Salzstraße war schon früh eine bedeutende Handelsstraße. An der Salzstraße befand sich früher stadteinwärts auch das Salzhaus, denn der Salzhandel war sehr bedeutsam. Ein späteres Salzhaus ist sogar noch erhalten und steht links vom Historischen Kaufhaus auf dem Münsterplatz.

Wir biegen in die Konviktstraße ein, die früher Hintere Wolfshöhle hieß. Und in der Tat konnte man hier wohl – nahe der alten Stadtmauer- die Wölfe heulen hören. Diese Gasse hatte noch bis in die 70er Jahre des 20. Jahrhunderts einen schlechten Ruf, Im Mitlelalter war es gar die Straße der Hintersassen, Gauner, Dirnen und Bettler. Im Haus „Zur schwarzen Katz'” wohnte einst der Henker von Freiburg! Neben seiner Arbeit als Scharfrichter und Folterknecht leitete er das Bordell (auch Haus „zur kurzen Freud” genannt), reinigte Latrinen und war der „Arzt der kleinen Leute”. Denn wer Knochen brechen und Köpfe abschlagen konnte, der kannte sich auch gut mit der Anatomie der Menschen aus und konnte sein Wissen ebensogut heilend einsetzen. Außerdem sprach man abgetrennten Körperteilen von Hingerichteten besondere Heilkräfte zu. So dachte man, die abgehakte Hand eines Diebes helfe seinem neuen Besitzer dabei, unbemerkt zu stehlen …

Wir folgen der inzwischen vorbildlich sanierten Konviktsstraße weiter. Der Name der „Wirtschaft zur Wolfshöhle” erinnert noch an den Namen des ehemals düsteren Quartiers, In unmittelbarer Nähe zu diesem Gasthaus lebte Anna Schweizerin, eine arme Besenbinderin, die als erste mutmaßliche „Hexe” 1546 in Freiburg auf dem Scheiterhaufen verbrannt wurde. Viele andere Frauen und auch mancher Mann sollten ihr in den folgenden Jahrhunderten folgen. Wir biegen ein in die Münzgasse, benannt nach der alten Münze, welche sich einst hier befand. Der Hotel Eingang des (empfehlenswerten!) Hotels „Zum Schwarzwälder Hof” erinnert nicht nur an die alte „Freiburger Münze”. Hinter diesen Mauern befand sich im 18. Jahrhundert auch das Spinn- und Arbeiterhaus der Stadt, ein berüchtigtes Gefängnis. Seit diesen rauen Zeiten hat sich das Gebäude aber sehr verändert: der Dichter und erste protestantische Rektor der Freiburger Universität lebte hier und heute kann man im ..Schwarzwalder Hof” gut essen, trinken und übernachten. Wir verlassen die Wolfshöhle, indem wir die Herrenstraße überqueren, die sich einst „Vordere Wolfshöhle” nannte. Die Straße, auf die wir treffen, ist die alte Wambeschergasse, weil hier einst die Handwerker lebten, die die Lederwamse der Ritter anfertigten. Später siedelten sich hier vermehrt Schuster an – die Gasse heißt daher nun „Schusterstraße”, Auf der rechten Seite treffen wir auf das alte „Historische Kaufhaus”, dessen Neubau aus den Jahren 1520-32 zum Münster hin jedoch um ein Vielfaches berühmter ist. Durch die enge Kaufhausgasse hindurch – Vorsicht: Bächle! – gelangen wir dorthin und blicken hinauf zu den prächtigen Figuren – von links nach rechts: Kaiser Maximilian l., sein Sohn Philipp der Schöne. Kaiser Karl V. und Kaiser Ferdinand l. Allesamt entstammen sie dem Hause Habsburg, dem Freiburg einst angehörte. Nicht nur das Habsburgerrot u.a. am Historischen Kaufhaus erinnert bis heute daran. Der Kaisersaal dahinter aber verdankt seinen Namen einem anderen Regenten: dem Hohenzollernkaiser Wilhelm I, der 1876 in Freiburg weilte, um das Siegesdenkmal einzuweihen. Ihm richtete man bei dieser Gelegenheit ein Fest in diesem Saal aus.

Drehen wir uns nun um. so stehen wir vor dem riesigen Münsterbau. Übrigens ist das „Münster” eigentlich ein Dom, seit Freiburg ab 1821 zum Erzbistum wurde. Nur: die Freiburger haben „schon immer” zu dem Dom „Münster” gesagt, und so werden sie es wohl auch weiterhin halten. Dennoch: es gibt in Freiburg eine Domsingschule, eine Dompfarrei, einen Domorganisten – das Wort „Dom” ist durchaus in Gebrauch! Hier endet unser kleiner Spaziergang, Wenn Sie mehr über Freiburg und seine Geschichte erfahren möchten, so seien Ihnen die Führungen von Historix-Tours ans Herz gelegt. Und wer es eher gruselig mag – die Ghost-Walks von Historix-Tours sind inzwischen fast schon legendär! Wer ist mutig?

Infos hierzu: www.historix-tours.de