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Spaß und Action auf 1-2-3-4 Rädern

Der Schwarzwald lässt sich nicht nur wunderbar per Fuß erkunden, sondern auch auf Rädern. Eine Übersicht über Fahrrad- und E-Bike-Touren, Kartbahnen, Quady, Buggys, Seifenkisten und sonstige Gefährte im Schwarzwald.

Eine Möglichkeit den Schwarzwald zu erkunden: Die klassische Radtour. ©Andreas Färber

Oldtimer und Hotrods

Wenn einem gestandenen Mann, der ansonsten auf der Harley Runden dreht oder als Firmenchef seine Mitarbeiter fest in der Hand hat, plötzlich die Augen feucht werden, dann muss das nicht alleine am Fahrtwind gelegen haben. Michael Kunert kennt solche Typen aus langer Erfahrung: „Ich hab schon die härtesten Kerle erlebt, wie sie weich wurden und Tränen in den Augen hatten, als sie nach der Tour wieder aus dem Hotrod ausstiegen“, erinnert sich der Mann, der noch bis vor Kurzem Besitzer und Veranstalter von Hotrod Blackforest war.

Von 2014 bis Anfang 2018 war sein Hotrod Café in Calw Treff- und Ausgangspunkt für geführte Touren mit kleinen, offenen Mini-Cabrio-Flitzern, genannt „Hotrods“, die von Bauart und Größe an Seifenkisten erinnern, aber mit respektablen 13,6 PS locker auf 80 Stundenkilometer beschleunigen können.

Das Geschäft mit den heißen Öfen brummt weiter – nur seit 2018 im wenige Kilometer entfernt gelegenen Ortsteil Schmieh von Bad Teinach-Zavelstein. Dort haben die Hotrods bei Tanja Schäfer auf dem Farrenhof eine neue Heimat gefunden. Und von dort aus starten seither die geführten Touren auf abseits gelegenen Nebenstraßen und abenteuerlichen Waldwegen durch den Nordschwarzwald. Routenplan und Zwischenziele können von den Gruppen mit zwei bis zehn Teilnehmern auch ganz individuell zusammengestellt werden. So lässt sich der Nordschwarzwald auf vier Rädern ungefedert und per direkter Lenkung, aber mit flott-beschwingtem Fahrspaß und aus völlig ungewohnter  Perspektive heraus erkunden.

Einzige zwingende Voraussetzung ist der Führerschein Klasse 3 oder B. Noch mehr Fahrspaß auf vier Rädern gibt es am Sonntag, 26. Mai beim großen Unimog-Treffen auf dem Farrenhof – einem Stelldichein von Unimogs, Traktoren und Baggern sowie deren Beherrschern in Aktion.

 

Seifenkisten

Und wo nun schon einmal das Stichwort „Seifenkiste“ fiel: Echte, selbstgebaute und ohne Motor den Hang hinunter rollende Seifenkisten sieht man auf raren, aber regelmäßig stattfindenden Seifenkistenrennen immer Mal wieder in Aktion.

So zum Beispiel erwartet die aktiven Bastler und Teilnehmer wie die Zuschauer beim 20. Herdermer Seifenkistenrennen am Sonntag, 29. September in Freiburg voraussichtlich wieder ein Startfeld von rund 40 Seifenkisten und strahlender Sonnenschein. Das zumindest war im Vorjahr des jährlich stattfindenden Events der Fall. Und in dieser Saison feiert der veranstaltende Verein, das Jugendforum Herdern e.V., gleich noch das stolze 20. Jubiläum dieses ebenso spannenden wie unterhaltsamen Rennens. Auch in Schiltach und Gosheim finden regelmäßig Seifenkistenrennen statt.

Und in Schramberg fahren ähnliche Konstruktionen ganz ohne Räder als Waschzuber-Boote während der Fasnet traditionell „Da-Bach-na“. Auch diese schwimmenden Vehikel Marke Eigenbau bekommen während des anschließenden Umzugs durch die Straßen Räder – sie werden auf Anhänger verladen und stolz ein weiteres Mal dem Publikum präsentiert.

 

Kartrennbahnen

Vielen aus dem Urlaub oder aus manchem Freizeitpark bekannt sind Kartrennbahnen. Auch hiervon gibt es im Schwarzwald einige Anbieter – sowohl indoor als auch outdoor. Bei indykart in Rottweil kurven die Racer mit über 5.000 Quadratmetern Hallenfläche auf der – nach eigenen Worten – größten und längsten Indoorbahn Süddeutschlands.

Der mehr als einen halben Kilometer fassende Rundkurs führt dabei durch Tunnel und über Rampen. Eine Partner-Bahn steht in Waldshut. In Rheinfelden wird die Streckenführung hin und wieder umgestellt, sodass die Indoor-Kartbahn auch für „Wiederholungstäter“ attraktiv bleibt. Zudem kann auf der breiten Bahn problemlos überholt werden. Weitere Bahnen stehen in Umkirch sowie in Sulz am Neckar. Im Freien geht es dagegen in Teningen zur Sache, wobei dort dank Flutlicht sogar nachts gefahren werden kann.

Nahe der Schwarzwaldhochstraße auf der Kunsteisbahn am Wiedenfelsen schließlich besteht bislang europaweit die einzigartige Möglichkeit zum Eis-Kartfahren auf spiegelglatter Eisfläche. Gleich daneben, am Mehliskopf, fährt man auf dreirädrigen Bullcarts über eine Kurvenstrecke von rund 500 Metern den Hang hinab. Allein die Schwerkraft sorgt dabei für die rasante Beschleunigung, Scheibenbremsen für Sicherheit beim Bremsen, und die Schrägstellung der Räder für optimale Geländegängigkeit und satten Fahrspaß. In Baiersbronn verleiht die SankenbachLodge unter anderem auch dreirädrige Mountain Carts, mit denen es zunächst im Lift nach oben auf den Stöckerkopf geht, von wo aus dann die Abfahrt auf der längsten Naturrodelbahn Baden-Württembergs startet.

Das bedeutet: Angetrieben allein durch die Schwerkraft flitzen die Mountain Carts den kurvenreichen Hang hinunter, queren dabei mehrmals Waldwege und die Strecke des Sessellifts, um nach holpriger Tour über Wurzelwerk und Wiesenpfade wieder an der Talstation anzukommen. Das verführt natürlich gleich zur Wiederholungstat. Oder aber zu einer der alternativ angebotenen Touren: auf dem Ziesel-Raupenfahrzeug mit Kettenantrieb und starkem Elektromotor – einem Fahrzeug, das auf nahezu jedem Terrain klarkommt – oder auf dem Segway. Beides: Segway, als auch Ziesel, kann auch in Bad Wildbad beim Baumwipfelpfad auf dem Sommerberg ausprobiert werden. Dazu stehen im dortigen eFunpark elektrisch unterstützte eFatbikes und eMTB sowie eQuads zur Wahl, sodass dem Fahrvergnügen auch im steilen Gelände nichts im Wege steht. Egal, ob auf zwei, drei oder vier Rädern – oder auch auf Ketten.

 

Quads und Buggys

Einer der größten Anbieter von Quad- und Buggy-Erlebnistouren durch den Südschwarzwald ist der Quad-Point Breisgau in Sexau. Für den Mittleren Schwarzwald heißt das Pendant Eble 4×4 Offroad Experience mit Sitz in Meissenheim-Kürzell bei Lahr – der Anbieter wirbt auf seiner Homepage vor allem auch für Fahrten zu zweit im Side-by-Side-Quad. Und in Breisach am Rhein hat seit diesem Frühjahr die Black Forest
Powersports GmbH ihr neues Domizil bezogen, um Offroadtouren zwischen Kaiserstuhl und den Vogesen anzubieten.

Die europaweit tätige Firma Ventori Europe OÜ bietet ATV-Quad-Touren unter anderem auch am Titisee und ab Malsch im Nordschwarzwald an. Alle Segway-Anbieter im Schwarzwald aufzuzählen, würde den Rahmen sprengen – es gibt sie in vielen größeren Städten ebenso wie zum Beispiel am Schluchsee in frischer Höhenlage.

 

Fahrräder und E-Bikes

Ähnliches gilt natürlich in noch größerem Umfang für Radverleihstationen, an denen oft auch E-Bikes, eMTB oder Pedelecs zur Verfügung stehen – wahlweise mit oder ohne begleitenden Tourführer. Das Streckennetz für Biker und Mountainbiker im gesamten Schwarzwald wurde im Zuge der neuen Ausnahmereglung im Landeswaldgesetz ab 2013 Zug um Zug ausgebaut und erweitert. Es erlaubt seither MTB-Touren auch auf ausgewiesenen Single-Trails, also Strecken, die schmaler als zwei Meter sind – und dadurch für Biker besonders interessant. Im Gegenzug mussten neue Konzepte geschaffen und Wege gefunden und ausgeschildert werden, die allzu häufige Begegnungen mit Wandergruppen möglichst verhindern oder zumindest den Vorrang klar regeln. Schon zuvor war der Bikepark Todtnau als Deutschlands erster und ältester MTB-Fun-Park heißbegehrt bei den Bikern.

Während Freiburg und sein Umland den Ruf von „Deutschlands Mountainbike-Hauptstadt“ hin zum europaweiten Eldorado für MTB-Fans ausbauen konnte, schlägt sein langjähriger Ruf als Fahrrad-Hauptstadt seit einigen Jahren auch auf die Nachbarländer über: „Mit 700 Kilometern Radwegen besitzt Straßburg nebst Umland das größte Radwegenetz Frankreichs und gilt hierin als Pionier“, weiß Fabienne Fessler von der ADT (Alsace Destination Tourisme). Zwar ist die gesamte Altstadt autofrei, nicht aber gesperrt für Radfahrer und Segways. Mit der im Jahr 2000 eröffneten „Velo-Route Rhein“ entstand auf jeweils 350 Kilometern Strecke rechts und links des Rheins zwischen Basel und Mainz einer der schönsten grenzübergreifenden Radwege Frankreichs und Deutschlands. Die Route ist Teil der großen EuroVelo 15, die von der Quelle des Rheins in den Schweizer Alpen bis zur Nordsee reicht.

Ein weiterer Teilabschnitt, der durch seine herausragenden Besonderheiten hervorsticht, ist der zwischen Schaffhausen am Rheinfall und Basel, der die Orte Eglisau, Waldshut-Tiengen, Laufenburg, Bad Säckingen und Rheinfelden berührt und somit einige der schönsten Grenzorte der Schweiz und Süddeutschlands miteinander verbindet.

 

Sonstige Räder

Bliebe noch zu erwähnen, dass insbesondere Freiburg auch unter den Liebhabern von Tandems, Liegefahrrädern, Ein- und Hochrädern, teils Marke Eigenbau, sehr beliebt ist. Dabei bilden die Einräder, Monobikes und Monowheels, auch Mono-Segways genannt, mit oder ohne e-Antrieb, sicherlich die höchste Stufe der Herausforderung, was den Gleichgewichtssinn angeht. Elektroroller wie der Kickscooter sind die neue Generation der Tretroller. Mit Sattel und Handbremse, aber ohne e-Antrieb kennt man den Hightech-Roller auch von Europas längster Downhill-Rollerstrecke am Schauinsland. Und dank der internationalen Erfolge der Rollschuhabteilung der FT 1844 sind auch der Rollschuhsport und -tanz – und somit das Fahren auf vier Rollen – neben dem Longboard- und Inline-Skaten voll im Trend.

Reinhold Wagner

 

Literatur und Infos: